Ikat

Ikat – eine Reserve-Musterungstechnik

Ikatsari - fertig gewebt

Ikatsari – fertig gewebt

Ikat ist eine in Asien weit verbreitete Musterungstechnik mit langer Tradition. Ikat leitet sich von dem indonesischen Wort „ikat“ (Bündel) bzw. „mengikat“ (abbinden) ab und bezeichnet eine komplizierte und aufwendige Reserve-Musterungstechnik. Musterung und Färbeprozess erfolgen vor dem Weben. Dabei wird das noch ungefärbte Garn aufgespannt und dem Muster entsprechend stellenweise abgebunden. Beim Färben bleiben somit die abgebundenen Stellen ungefärbt. Durch mehrmaliges Abbinden und Färben entsteht ein mehrfärbiges kompliziertes Muster. Der Färbeprozess wird in der Regel mit der dunkelsten Farbe, z.B. Indigo begonnen. Für den nächsten Färbedurchgang löst man jene Stellen, die die hellere Farbe erhalten sollen usw. Nach dem Färbeprozess wird schließlich das Garn auf den Webstuhl aufgespannt und das Muster wird beim Weben erkennbar. Da an den Enden der Abbindung ein wenig Farbe eindringen kann, sind verlaufende Farben im Muster ein Kennzeichen der Ikattechnik.

Kettikat, Eintragsikat und Doppelikat

Die Musterung kann entweder auf den Kettfäden (Kettikat), den Eintragsfäden (Eintragsikat) oder sowohl Eintrags- als auch Kettfäden (Doppelikat) angebracht werden. Beim Doppelikat handelt es sich um ein äußerst kompliziertes Verfahren, bei dem die Musterungen auf Kette und Eintrag genau aufeinander abgestimmt sind. In Indonesien wird der Doppelikat nur in einem einzigen Dorf in Bali (Tenganan Pergeringsinan) hergestellt. In Indonesien scheint der Kettikat die älteste Ikattechnik zu sein und wird vor allem aus Baumwolle hergestellt. Der Eintragsikat hingegen ist in Küstenregionen, in höfisch dominierten Gesellschaften mit Handelsbeziehungen zum asiatischen Festland gebräuchlich, häufig wird Seide verwendet. Ikat Textilien werden in Indonesien (Ostindonesien (v.a. Flores, Sumba), Sulawesi, Bali), Indien ( v.A. Gujarat, Orissa), Laos, Thailand, Kambodscha, Myanmar.

 

Endek – Balinesische Ikatstoffe

Einige Ikatstoffe im Angebot von Talking Textiles stammen aus der indonesischen Insel Bali. Es handelt sich hierbei um einen Eintragsikat, der in Bali „Endek“ genannt wird. Endek-Stoffe waren lange Zeit ein Privileg der balinesischen Fürstenfamilien und wurden als Hüfttücher, Brusttücher oder Schultertücher verwendet. Zusätzliche Verzierung mit Songket-Mustern, teure importierte Rohstoffe wie Seide, Farbstoffe, Gold- und Silberfäden, steigerten den Wert dieser Prestige-Textilien. Die Musterungen der Endek-Textilien waren vielfältig: geometrische Motive, Patola-Muster, stilisierten Blüten bis hin zu figürlichen Darstellungen und Tiermotiven sowie Darstellungen von Göttern und Dämonen. Heute ist die Endek-Produktion und Verwendung schon lange nicht mehr an die Fürstenhofe gekoppelt, vielmehr ist Endek heutzutage bei allen Bevölkerungsschichten unter anderem als traditionelle Festtagsbekleidung beliebt. In zahlreichen großen und kleinen Manufakturen sowie in Heimarbeit werden heute nicht nur einzelne Tücher, sondern auch Meterware hergestellt. Der kreativen und handwerklichen Begabung der balinesischen Bevölkerung ist einerseits eine Vielfalt an neuen Motiven zu verdanken, andererseits wird ebenso auf alte balinesische oder sogar ostindonesische Motive zurückgegriffen. Neben indonesischen Ikat-Textilien finden Sie bei Talking Textiles ebenso prachtvolle Seidensaris aus Orissa (Indien), die in der Ikat-Technik hergestellt wurden sowie Schals, Stolen und Wandbehänge aus Laos und Thailand, wo die Ikat-Technik Mat Mii genannt wird.

Sind Sie dabei, wenn ein Ikat entsteht …