Textilien – kunstvolle Wandteppiche, Läufer, Kleidungsstücke aus Laos

Seidenweberei

Die nebelverhangene Provinz Houaphan im Nordosten von Laos liegt in einer unzugänglichen und bergigen Gegend, für die schroffe, dschungelbewachsene Kalksteinfelsen typisch sind, eine eindrucksvolle Landschaft. Houaphan ist bekannt für die Seidenweberei, die in dieser Region über besonders kunstfertige Traditionen verfügt. Zentren der Seidenweberei sind zum Beispiel die Provinzhauptstadt Sam Neua oder das Dorf Sam Tai. Fährt man durch die Dörfer, sieht man überall webende Frauen. Vor bzw. unter jedem Haus (die Häuser werden auf Holzpfählen gebaut) stehen Webstühle, auf denen die Frauen ihre Textilien herstellen. Weben ist Frauensache, und wann immer die Frauen neben Haus- und Feldarbeit Zeit haben, setzen sie sich an die Webstühle. Auch die Seide wird in den Dörfern gewonnen, in Körben werden die Seidenraupen gehegt und gepflegt. Typisch für die laotische Seide ist eine feste Textur und die gelbe Farbe der Seidenkokons. Erst durch Kochen mit Asche werden die Seidenfäden heller und weich.

In der Provinz Houaphan leben unterschiedliche ethnische Gruppen, die aufgund der Abgeschiedenheit und Unzugänglichkeit des Landstrichs weitgehend ihre kulturellen Eigenheiten erhalten haben. Ein Besuch auf dem Markt in der Provinzhauptstadt Sam Neua vermittelt einen kleinen Einblick in die ethnische Vielfalt der Region. Für ihre außergewöhnlich schönen Textilien und kunsvolle Weberei ist die ethnische Gruppe der Thai Daeng im ganzen Land bekannt.

Motive und Symbole

Textilien sind weit mehr als bloße Kleidungsstücke. Vielmehr sind sie identitätsstiftend und vermitteln Zugehörigkeit. Designs, Farben und Material geben zu erkennen, aus welcher Gegend, oft sogar aus welchem Dorf, ein Textil bzw. eine Person stammt, welchen sozialen Status eine Person innehat oder welcher ethnischen Gruppe sie angehört. Mithilfe von Textilien wird unterschieden zwischen dem alltäglichen Leben und einer sakralen bzw. rituellen Handlung. Oft werden Motive und Symbole in Textilien eingewebt, deren Bedeutung sich auf die Person, die das Textil trägt oder verwendet, übertragen soll. Diese Motive stammen häufig aus der Natur oder der mythischen Tierwelt.

In Laos gibt es eine lange Tradition kunstvoller Seidenweberei. In der laotischen Weberei werden Motive stark stilisiert dargestellt und sind oft schwer zu erkennen, wenn man nicht mit ihnen vertraut ist. Besonders häufig kommen die Raute und Nagas vor. Die Raute, oder das Diamantmotiv, hat in der buddhistischen Tradition eine positive, wohlwollende Bedeutung, in der schamanischen Tradition (Schamanismus wird vor allem in den Bergregionen praktiziert) symbolisiert die Raute die Laterne, die den Schamanen in die Anderswelt führt. Die Naga, oder Naak, ist eine mythische Schlangengottheit, ein mächtiges Schutzsymbol, das in so gut wie jedes Textil eingewebt wird und dem Textil Schutzfunktion verleiht. Weitere Motive sind der Siho, eine Mischung aus Elefant und Löwe, der Stärke symbolisiert, und Hong, ein mythischer Vogel, der glückverheißenden Charakter hat. Die Legende erzählt, dass Vögel den webenden Mädchen gerne Gesellschaft leisten und sich ab und zu sogar in einen jungen Mann verwandeln. Die Krabbe steht für reiche Ernte und materiellen Wohlstand. Auch Sterne und Blüten sind beliebte Designs.

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Zum Weiterlesen auf unserem Blog: Laotische Impressionen – Reise in ein wundersames Land  von Reisejournalist Michael Robausch