Mitte März wurde auf der indonesischen Insel Bali Hari Raya Nyepi, oder kurz Nyepi, das balinesische Neujahr gefeiert. Nyepi ist einer der höchsten Feiertage der hinduistischen Insel und richtet sich nach dem Balinesischen Mondkalender.
Nyepi wird in völliger Stille begangen und ist der Einkehr und Mediation gewidmet. Strenge Regeln sind zu befolgen: niemand darf das Haus verlassen oder arbeiten, lautes Reden oder Musik sind nicht erlaubt. Der Flughafen der Insel, die vorwiegend vom Tourismus lebt, ist 24 Stunden lang geschlossen, und auch der Fährverkehr auf die benachbarten Inseln ist eingestellt. Die Straßen sind leer, es darf kein elektrisches Licht verwendet werden. Die Fernseh- und Radiostationen senden nicht, das Internet ist abgeschaltet und sogar die Geldautomaten sind außer Betrieb.
Einen Tag lang setzt das hektische Treiben der bevölkerungsreichen Insel aus, Alltagsgeräusche und das allgegenwärtige Knattern der Motorräder kommen zur Ruhe, unwirkliche Stille macht sich breit. In der Nacht ist ein intensiver, tropischer Sternenhimmel ohne Lichtverschmutzung zu sehen.
Neben Innehalten und Einkehr soll die Stille auch die Dämonen, die die Insel heimsuchen wollen, in die Irre führen und vortäuschen, dass die Insel verlassen ist.
Doch die Feierlichkeiten beginnen bereits Tage davor mit Melasti, einem Reinigungsritual. Heilige Objekte aus den Tempeln werden an Wasserstellen durch en Wassergott Baruna gereinigt. An diesem Tag begeben sich tausende Balinesen an die Strände, um Opfergaben darzubieten.
Am Abend vor Nyepi (Tawur Kesanga) finden spektakuläre Umzüge statt. Ogoh-Ogoh, meterhohe, monsterähnliche Kreaturen, die Dämonen und böse Geister darstellen sollen, werden durch die Dörfer getragen. Bereits Wochen vor Nyepi beginnt die balinesische Jugend, die Figuren herzustellen und aufwändig zu gestalten, um sie besonders furchterregend aussehen zu lassen. Die Hauptstraßen der Dörfer gelten als Treffpunkt der Dämonen, und dort finden auch die Umzüge statt. Begleitet werden sie von treibender Gamelan-Musik, die aus Gong-Instrumenten besteht. Am Ende der Umzüge werden die Ogoh- Ogoh-Figuren verbrannt. Die Dämonen sollen damit aus den Dörfern vertrieben werden und das Gleichgewicht wieder hergestellt werden.
Am Tag nach Nyepi (Ngembak Geni) besuchen sich schließlich die BalinesInnen gegenseitig, um gereinigt das soziale Leben wieder aufzunehmen.