* Gastbeitrag von Michael Robausch *

Smaragdenes Leuchten kommt in Sicht. Das ist Laos von oben.

Schroff, zerfurcht und leer liegt es da. Durchschlängelt von annähernd kaffeebraunen Flüssen, die in ihrem geschmeidigen Schlängeln wie die Antithese zur bergigen Waldumgebung erscheinen. Schon ist das Flugzeug abgetaucht in diese grüne Welt, rollt aus auf der Landebahn des verträumten Flughafens, welcher sich in diese bukolische Landschaft verirrt hat.

Erstes Abtasten

Ein feuchtwarmer Hauch umfängt den Ankömmling, dessen erster Weg nun unausweichlich in die Formalität führt. Es gilt Bekanntschaft zu machen mit dem Grenz- und Einreiseregime dieses seltsamen Landes mit seiner zumindest dem Namen nach sozialistischen Einparteienherrschaft. Es konkretisiert sich zu allererst in Zettelwirtschaft, das Fähnlein Touristen verwandelt sich in Ausfüllende. Erschrecken angesichts des nicht vorliegenden, zur Erheischung des begehrten Sichtvermerks jedoch notwendigen Passfotos legt sich rasch: der Mangel ist mittels Zahlung der reichlich symbolisch erscheinenden Summe von einem US-Dollar unaufgeregt aus der Welt zu schaffen. Einen verblüffenden Moment birgt das Erkennen, dass die Zahl der Exekutivorgane jene der zu Beamtshandelnden übersteigt. Es ist ein Anblick, der sich Wochen später in der Hauptstadt, beim Verlassen der Volksrepublik, wiederholen wird. Jedem Einzelfall kann so gebührende Aufmerksamkeit gewidmet werden. Es ist dies ein erster Fingerzeig, dass Zeit in Laos kein knappes Gut darstellt. Im Gegensatz zu manch anderem.

Im Fluss

Das Leben und seine Verrichtungen werden hier in entschleunigt-gemächlicher Manier absolviert. Das gilt auch für den Straßenverkehr, an dem Mensch und Tier sehr gleichberechtigt teilnehmen. Auf der kurzen, abenddämmrigen Fahrt in das Zentrum der alten Königsstadt Luang Prabang kommen allerlei Gefährte in Sicht, Lichtlosigkeit ist ihr gemeinsamer Nenner. Im urbanen Raum angelangt, geben Mopeds den Ton an. Bei der Überquerung der alten, schmalen Eisenbrücke über den Fluss Nam Khan formieren sie sich in beiden Richtungen zu Karawanen von beeindruckender Länge. Ohne weiteres findet auf so einem Roller die gesamte Familie Platz, nicht selten gesellen sich zu Eltern und Kindern auch noch der Haushund sowie der Wochenendeinkauf. Das formgebende Prinzip heißt: alles muss fließen. Und so wird eingebogen und ausgeschert, man quert, fädelt sich ein. Regellos wie es scheint. Und doch geht sich alles irgendwie aus, zumindest in dieser dreiwöchigen Momentaufnahme. Allein das Stehenbleiben scheint zu irritieren, entsprechend selten kommt es vor. Dem laotischen Mobilisten ist Aggression überwiegend fremd, Gelassenheit ist seine Richtschnur. Das ist offenbar auch Katzen, Hunden, Ziegen und dem Federvieh bewusst. Sie alle nutzen die Fahrbahnen in stoischer Ruhe. Mehr als einmal ist der uneingeweihte Fremdling im Begriff, sich angesichts unausweichlich scheinender Blutbäder mit Grauen abzuwenden. Allein, sie finden nicht statt.

Suchen statt finden

Eine gesonderte Betrachtung verdient der Spezialfall Taxifahrer. Von Berufs wegen eigentlich auf das Auffinden von Örtlichkeiten spezialisiert, gebricht es in der Realität gerade daran. Hat der Kunde sein Begehr genannt brausen die Herren los, scheinbar zielgerichtet. Früher oder später jedoch, beginnt, beinah wie das Amen im Gebet, Zweifel an ihrer Souveränität hochzusteigen. Denn Unsicherheit hat den Mann hinter dem Volant ergriffen, welche sich zu stummer Verzweiflung steigert. Woran er sich orientiert, bleibt ein Rätsel. Adressen oder Stadtpläne sind es eher nicht. Im Zusammenwirken mit dem unbedingten Streben nach Gesichtswahrung, das es verbietet, ein Scheitern klar anzusprechen, ergeben sich kuriose Szenen. So mancher Chauffeur etwa behauptet dann steif und fest, das Ziel sei erreicht, obwohl das ganz offensichtlich nicht der Fall sein kann. Andere schlagen höflich vor, der Fahrgast könne doch den sicherlich nicht mehr weiten Rest des Weges nun zu Fuß bestreiten. An diesem Punkt angelangt, ist insistieren dringend anzuraten. Ihm wird, unter gottergebendem Seufzen, in der Regel nachgegeben. Der Fahrer wird seinen Kreuzweg fortsetzen, der nach mehreren Telefongesprächen und dem Verhören von Passanten manchmal sogar ungefähr dort ein Ende findet, wo er soll.

Luang Prabang

In Luang Prabang, der goßen kleinen Stadt mit rund 40.000 Einwohnern, ist man aber ohnehin mit dem Fahrrad bestens bedient – auch wenn dieses beharrlich danach strebt, sein eierndes, nur noch an einem metaphorischen seidenen Faden hängendes Pedal abzuwerfen. Der Nam Khan mündet hier, frivole Schleifen ziehend, in den majestätisch strömenden Mekong, der eigentlich Nam Khong heißt. In Laos, dem einzigen Binnenstaat Südostasiens, wohnt ihm eine Ahnung ozeanischer Weiten inne. Auf der schmalen Landspitze zwischen den Flüssen liegt das Zentrum des Ortes, ein Ensemble, das seit 1993 in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz steht. Das reiche historische Erbe verleiht der vormaligen  Kapitale noch heute eine Sonderstellung, ihre zauberische Anmutung können auch die Zumutungen des modernen Tourismus kaum ankratzen. Eine große Anzahl von Villen, stilistisch eine sublime Vermählung von lokaler und französischer Baukunst, sowie über 40 buddhistische Tempelanlagen, Wat genannt, verleihen Luang Prabang seine heitere Grandezza.

Eingebettet ist all das in üppige tropische Vegetation, die vom Hochufer herab immer wieder reizvolle Ausblicke auf die Flusslandschaften gewährt. Besonders angenehm genießt man diese aus einem der vielen am Abhang gelegenen Lokale. Man sitzt dort unter weit ausladenden Baumriesen, jeder von ihnen sein eigener Kontinent. Spricht man dem schmackhaften laotischen Bier zu, könnte man dem kleinen Buddha zuprosten, der in der Kredenz mit den Trinkgläsern seinen Platz hat. Gleich zwei davon sind für ihn gefüllt worden, mit Wasser oder vielleicht doch mit Hochprozentigerem. Ebenfalls könnte man den Bauarbeiten für eine Fußgängerbrücke über den Nam Khan zusehen. Jedes Jahr wird dieser Übergang aus Bambus neu errichtet, nachdem die Fluten der Regenzeit seinen Vorgänger hinweggeschwemmt haben.

Stilles Grün

Mannigfache Möglichkeiten zu vergnüglicher wie lehrreicher Zerstreuung lassen den Aufenthalt in Luang Prabang zu einer kurzweiligen Angelegenheit geraten. Da wären etwa längere oder kürzere Ausflugsfahrten im Langboot auf dem Mekong. Eine der letzteren führt zum am jenseitigen Ufer gelegenen botanischen Garten. Dort werden Kostproben farbenfrohen Tees kredenzt, überwältigt und verunsichert beinahe gleichermaßen die eigentümliche Schönheit wuchernder Lotosblumen. Man wandelt vorbei an Cerbera Odollam, dem Selbstmord-Baum, nimmt mit milder Verwirrung die Aufforderung zur Kenntnis, doch bitte das Gras der Anlage zu betreten. Umfangen von überbordender Flora, inmitten von delikaten Blüten und fleischigem Grün, wird eine Leerstelle noch deutlicher empfunden, als es sonst ohnehin schon der Fall ist: die irritierende Abwesenheit von Vögeln. Eine Ausnahme aber gibt es, das Haushuhn nämlich. Besonders der Gockel dieser Spezies ist omnipräsent, präziser: sein Krähen. Schneidig erfüllt es von Morgengrauen an den Tag, prägt geradezu den Sound von Laos und dringt selbst noch bis ins Herz der Hauptstadt Vientiane vor.

Ein unwahrscheinlicher Held

Am wichtigsten Straßenzug Luang Prabangs liegt der mittlerweile als Museum dienende Königspalast. Wie auch die Wats bietet die ihn umgebende weitläufige Anlage einen Ort des Rückzugs, an dem Momente der Ruhe und Kontemplation gewonnen werden können. Unfehlbar zieht die Statue des Königs Sisavangvong (1885 – 1959) den Blick auf sich. Wuchtig steht der Monarch, welcher zu Lebzeiten mindestens 18 Ehefrauen beglückte, auf seinem Sockel. Was Wunder, wiegt das Monument doch volle fünf Tonnen, wie eine Erklärtafel nicht ohne Stolz verkündet. Gegossen wurde es 1975 in Russland, Sowjetrussland, um genau zu sein. Sisavangvong hält in seiner Rechten etwas, das wie eine Eisenbahnschiene aussieht, jedoch in Wahrheit den Korpus der Verfassung darstellt, die er seinem Volk gewährt. Dass der Monarch und die kommunistische Staatsdoktrin der Demokratischen Volksrepublik offenbar keinen Widerspruch darstellen, muss wohl ein dialektisches Wunder à la Laos sein. Man scheint es Sisavangvong jedenfalls anzurechnen, gegen Ende seiner 55 Jahre währenden Regentschaft das Land in die Unabhängigkeit von Frankreich zumindest begleitet zu haben.

Heiliger Berg

Mitten in der Altstadt wartet der Phou Si auf Erklimmung, was seit 1937 mittels Überwindung von exakt 328 Stufen möglich ist. Auf dem Gipfel des Berges, der insgesamt sieben Tempelanlagen trägt, und derart seine Stellung als wichtige Pilgerstätte voll und ganz rechtfertigt, glänzt die goldene Stupa des Wat Chom Si weit in das Tal des Mekong hinaus. Die Postkartenaussicht lässt besonders zur romantischen Sonnenuntergangsstunde die Dichte an Selfiesticks gefährlich zunehmen. Nach Einbruch der Dunkelheit entfaltet sich am Fuße des Phou Si der Nachtmarkt von Luang Prabang, für den jeden Abend die Hauptstraße gesperrt wird. Händler bauen dann ihre Verkaufsstände auf, alle Familienmitglieder tun dabei ihren Teil. Versunken in ihre Aufgabe, ordnen Kinder Waren hingebungsvoll in Reih und Glied. Zurückhaltend und gleichmütig, wie es dem laotischen Selbstverständnis entspricht, erwartet man die Kundschaft. Diese bekommt statt hochwertigem Kunsthandwerk jedoch zunehmend billige Massenware geboten. All der Attraktionen zum Trotz, wäre es aber auch möglich, einfach nur zu sitzen und zu schauen. Zum Beispiel unter einem Papayabaum, dessen Früchte einem zwar nicht direkt in den Mund segeln, mit etwas Glück jedoch von freundlichen Menschen zum Frühstück aufgewartet werden. Gut möglich, dass der Fremde auf diese Art dem Geist dieses Landes am nächsten kommt.

Tradition und Moderne

In Dörfern der näheren und ferneren Umgebung kann man das immer noch tief in der Tradition verankerte Weberinnenhandwerk kennenlernen. Die Frauen verarbeiten dabei in Handarbeit Baumwolle und Seide, wobei die Rohmaterialien oft von Familien oder Kooperativen selbst produziert werden. Fein gearbeitete, oft äußerst komplexe Muster verleihen den so entstehenden Stoffen ihre vielfältige und farbenfrohe Erscheinung. Die Frauen weben ohne Vorlage, sie haben die komplizierten Abläufe im Kopf. Ihre Meisterschaft bewahrt eine seit alters her überlieferte, in der Mythologie wurzelnde Formensprache vor dem Vergessen. Doch sind die Weberinnen nicht bloß virtuose Produzentinnen, auf Textilmärkten oder im eigenen Verkaufsraum erweisen sie sich auch als gewiefte und verhandlungsstarke Geschäftsfrauen. Sie tragen so nicht unwesentlich zum Familieneinkommen bei, stärken darüber hinaus aber auch ihre Autonomie und Selbstbestimmung in einer nach wie vor patriarchal geprägten Gesellschaft.

Bei einer Fahrt über Land, die durch die Schönheit der Szenerie besticht, gewinnt man auch einen Eindruck von den düsteren Seiten eines Lebens unter autokratischer Herrschaft. Am Nam Ou etwa, dem zweitlängsten Strom des Landes, schlagen gigantische Baustellen ihre Wunden in die Natur. Hier an der wichtigsten Transportader des Nordens errichten chinesische Unternehmen mit chinesischen Arbeitsbrigaden Stauwerke. Doch auch europäisches Kapital ist mit im Spiel. Sechs sollen es allein hier werden, im ganzen Land gar an die 150. Unfassbare Größenordnungen, doch die Regierung setzt auf den uneingeschränkten Ausbau der Wasserkraft.

Fortschritt mit Folgen

Die Auswirkungen sind immens. Umsiedlungen zwingen die Menschen aus ihren Dörfern, der Fluss ist nicht mehr durchgängig schiffbar, auch die Wanderrouten der Fische werden unterbrochen. Dramatisch anwachsender Verkehr sprengt die Kapazitätsgrenzen der schmalen Hauptstraße, deren Belag unter dem Gewicht schwerer Trucks zermalmt wird. Unaufhörlich schieben sie sich an den ärmlichen Behausungen der Ortschaften vorbei, oft nur mit wenigen Zentimetern Abstand. Staub, Abgase und Lärm machen das Leben der Einwohner, welches sich zu großen Teilen im Freien abspielt, zur Hölle. Wehren können sie sich dagegen kaum. Meinungsfreiheit gibt es nicht, die Möglichkeiten für zivilgesellschaftliches Handeln sind stark eingeschränkt. Nutzen zieht die lokale Bevölkerung dagegen so gut wie keinen aus dem Gigantismus: Der in den Kraftwerken produzierte Strom wird zum Großteil in die Nachbarstaaten exportiert, den Löwenanteil der Profite streichen Investoren und Baufirmen ein. Der Rest versickert im korrupten Filz der Revolutionären Volkspartei.

Vientiane

Vientiane ist die einzige Großstadt in Laos. 350.000 Menschen leben in ihrem Kernbereich, etwa doppelt so viele im Ballungsraum. Damit ist rund jeder zehnte der sieben Millionen Laoten also zugleich auch Hauptstädter, denn dieses Attribut trägt das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes seit dem Revolutionsjahr 1975. Gerade einmal 100 Jahre früher fanden französische Forschungsreisende hier noch einen verwüsteten und verlassenen Ort vor. Anouvong, letzter König von Vientiane, hatte 1826 gegen die Oberhoheit Siams aufbegehrt, nach seiner Niederlage war die Stadt dem Erdboden gleichgemacht, die Bevölkerung in Massen deportiert worden. Noch Jahrzehnte später suchte man menschliches Leben vergeblich. Anouvong geriet in Gefangenschaft, er wurde gefoltert, sein Leichnam in Bangkok öffentlich zur Schau gestellt. Heute steht sein riesiges Standbild gottverlassen am Rand eines etwas schäbigen Parks, der seinen Namen trägt. Über eine mehrspurige Straße und den sich melancholisch durch die Ebene wälzenden Mekong hinweg blickt der König ans gegenüberliegende Ufer und nach Thailand hinein. Nur manchmal wird die Einsamkeit des erzernen Giganten gemildert, etwa durch den Besuch eines schüchternen Liebespaares, das züchtig zu seinen Füßen Platz nimmt.

Schwüle Verschlafenheit

Vientiane ist keine schöne, dafür aber eine schweißtreibende Stadt. Im laotischen Zentralraum bleibt die Luftfeuchtigkeit auch in den Monaten der Trockenzeit während des europäischen Winters hoch, brennt die Sonne mit Gusto. Wohl deshalb sind die Bauarbeiter, welche mit einem Minimum an Material und Werkzeug auskommen müssen, trotz der Hitze mit einem Maximum an Kleidung vermummt. Am T-Shirt klebend ergeht man sich in Reminiszenzen an das vergleichsweise wohltemperierte Klima des nördlichen Luang Prabang. Die recht junge Altstadt ist überschaubar und unauffällig, die in der Literatur angekündigten Landhäuser aus französischer Zeit scheinen Tarnkappen übergezogen zu haben. Provinzielle Schläfrigkeit, durchaus nicht unangenehm, bestimmt das Sein. Dabei war die Ankunft geradezu spektakulär verlaufen, hatte der Geldautomat am Flughafen tatsächlich den mit zitternden Fingern eingetippten Millionenbetrag ausgespuckt. Es war ein surrealer Moment, den auch die relativierende Realität eines Tauschwerts von 10.000 laotischen Kip pro Euro nicht zu trüben vermochte. Es sollte dies übrigens die einzige maschinenbasierte Abhebung hierorts bleiben, alle weiteren Versuche werden von von stur widerständiger Technik sabotiert.

Ein ruhiger Winkel hier, eine blattgrüne Gasse da, flüchtiges Goldgeschimmer aus einem Wat – das sind Vientianes subtile Sehenswürdigkeiten. Man sollte nicht achtlos an ihnen vorübergehen. Zusammen mit dem deutlich augenfälligeren Kuriositätenkabinett der Stadt ergibt sich eine eigentümliche Gemengelage. Zu nennen wären hier etwa ein unförmiger, und trotz des Baubeginns Anfang der 1960er Jahre immer noch unvollendeter Triumphbogen samt trockengefallenem chinesischen Freundschaftsspringbrunnen, oder die protzigen Bauten der Staatsmacht, ausgeführt in geschmacksabstinentem Oligarchenbarock.

Essen…

Letzteres Attribut trifft ganz sicher nicht auf das zu, was Küche und Keller zu bieten haben. Etwa in jenem Etablissement, in dem eine resolute kleine Patronin herrscht – Inhaberin und Köchin in Personalunion. Absolut gerechtfertigtem Eigenlob nicht ganz abhold, referiert sie en détail die Rezepturen ihrer ganz persönlichen Variante laotischer Cuisine. Diese ruht im Allgemeinen auf einer Basis von Klebereis, Gemüse und einer Vielzahl von Kräutern, weiß jedoch immer wieder zu überraschen. Etwa mit wunderbaren Bratwürsten von süßlicher Note, zu haben in den Varianten Rind, Schwein oder Büffel. Eine gewisse Abenteuerlust schadet bei der Kreuzfahrt über die Speisekarte nicht, auch wenn es für das Froschcurry dann vielleicht doch nicht reichen sollte. Die Laoten jedenfalls essen für ihr Leben gern, in beinahe jeder Lebenslage trifft man sie aus Schalen löffelnd an. In regelrechten Gourmetgassen, durch die sich Mengen von Hungrigen schieben, wird gesotten, gegrillt und gebraten was das Zeug hält. Eine Vielzahl von Gerüchen überfordert die Sinne.

…und Aerobic

Und dann, nachdem auch das Dessert seine Bestimmung gefunden hat, wird Vientiane doch noch temporeich. Sobald die Dämmerung hereinbricht, versammeln sich Menschen an der Uferpromenade ganz unauffällig zu Grüppchen. Bald werden sie, von scharfen Beats und unbarmherzigen Kommandos einer Vortänzerin getrieben, einer aus Thailand herübergeschwappten Aerobic-Variante frönen. Die Bandbreite der Bewegungshungrigen ist groß, sie reicht von zu allem entschlossenen Profis in ebenso hautengen wie quietschfarbigen Outfits, bis zu hochbetagten Semestern, die das Programm deutlich entspannter anlegen. Und über allem flattert in der Abendbrise eine Batterie roter Fahnen mit Hammer und Sichel. Es ist eine Szenerie, die laotischer nicht sein könnte. (Michael Robausch)